Nicht
unerwartet gestaltet sich die Aufarbeitung der Industriegeschichte als
aufwändig. Die Untersuchungsverfahren sind komplex und müssen gleichzeitig
nachhaltig, korrekt, und gesetzeskonform durchgeführt werden. Die Technischen
Untersuchungen und ergänzenden Detailuntersuchungen dienen der Lokalisierung und
Charakterisierung von Quecksilberbelastungen.
Anhand der technischen
Untersuchungen (TU) wurden die Parzellen bis auf eine Tiefe von 40 cm beprobt. Ab
2015 wurden ergänzende Detailuntersuchungen (DU) auf bereits untersuchten
sanierungsbedürftigen Parzellen (>2 mg Hg/kg) im Siedlungsgebiet Turtig,
Visp West/Kleegärten und Visp Süd durchgeführt. Mit diesen Detailuntersuchungen
wurde das Ausmass der Belastung in die
Tiefe ermittelt. Auf Basis der kombinierten Ergebnisse der TU und DU werden die
einzelnen Sanierungsprojekte definiert.
Übersicht der vorgenommenen Untersuchungen
Untersuchungsergebnisse Parzellen
Insgesamt
wurden per Ende April 2016 in der Region 596 Parzellen in den Siedlungsgebieten
untersucht. Davon weisen rund 15 % Belastungen von mehr als 2 mg Hg/kg Erdreich
auf. Betroffene Parzellen werden nun quartierweise saniert. Diese Sanierungen werden gemäss dem im Dezember 2017
vereinbarten Kostenteiler finanziert.
Quelle: DUW
Untersuchungsergebnisse Umwelt
Grundwasserüberwachung
Im Auftrag der Lonza AG
wurden im Jahr 2015 zwanzig Grundwassermessstellen entlang des GGK installiert und
anschliessend fünf grosse und vier kleine Grundwassermesskampagnen
durchgeführt. Seit Sommer 2016 erfolgen die Messkampagnen halbjährlich. Im Grundwasser wurde in diesen Messkampagnen mit einer Ausnahme
kein Quecksilber über der Bestimmungsgrenze von 0.01 μg Hg/l festgestellt. Bei
der Messkampagne im September 2016 lag ein einzelner Messwert bei 0.013 μg Hg/l
und somit rund 80mal tiefer als der Trinkwasser-Grenzwert von 1.0 μg Hg/l.
Luftüberwachung
Die Universität Basel hat
im Sommer 2015 Quecksilber-Ausgasungsraten von belasteten Flächen sowie
Quecksilbermessungen in der Luft durchgeführt. Die gemessenen Ausgasungsraten
sind zwar leicht erhöht verglichen mit unbelasteten Flächen, jedoch kommen die
Autoren der Untersuchung zu Schluss, dass davon ausgegangen werden kann, dass
für die Bevölkerung kein Risiko einer chronischen Vergiftung besteht.
Ergebnisse Untersuchungen/Gesundheitsrisiko
Epidemiologische Studie
Eine epidemiologische
Studie wurde durchgeführt, um bestimmen zu können, ob die Quecksilberbelastungen
in der Region Visp/Niedergesteln einen Einfluss auf die Gesundheit der
Einwohner haben. Die Studie wurde durch unabhängige Fachspezialisten der
Universität Zürich an zwei spezifischen Zielgruppen durchgeführt, nämlich bei
Müttern und ihren Kindern zwischen zwei und elf Jahren, die in Turtig, Visp
West oder Visp Kleegärten wohnen. Diese Zielgruppe wurde gewählt, weil Kinder und
Frauen im gebärfähigen Alter von allfälligen Auswirkungen des Quecksilbers am
stärksten betroffen wären.
171 Mütter und Kinder sind
der Einladung gefolgt, an der Studie teilzunehmen und haben Urin- und
Haarproben zur Verfügung gestellt. Diese Personen wurden daneben zu verschiedenen
Faktoren befragt, die eventuelle Quecksilberwerte im Körper erklären könnten,
beispielsweise Herkunft (Geburtsort am Meer), kürzlicher Konsum von Meeresfischen
oder Zahnfüllungen aus Amalgam. Das Team von Prof. Dressel der Universität
Zürich ist nach dem Vergleich der Ergebnisse mit repräsentativen Studien aus
anderen Ländern zum Schluss gekommen, dass bei der Bevölkerung aus dem Oberwallis,
die an der Studie teilgenommen hat, unauffällige Quecksilberwerte gemessen wurden.
Die Untersuchungen haben
auch gezeigt, dass keine Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der Höhe der
Quecksilberwerte im Boden und der Höhe der Quecksilberwerte im Urin sowie im
Haar ausfindig gemacht werden können. Hingegen bestätigt die Studie, dass
häufige Einnahme von Meerfisch und die Anzahl der Zahnfüllungen mit Amalgam
einen direkten Einfluss auf den Quecksilberwert im Körper haben.
Gutachten/Bericht der Universität Zürich
Untersuchung Gemüse
Die maximale Konzentration in den untersuchten Gemüsen
von belasteten Flächen im Turtig wurde in
Lollo rosso mit 0.044 mg Hg/kg Originalsubstanz gemessen. Dieser Wert liegt um
die Hälfte niedriger als die zugelassene Höchstkonzentration für Speisesalz
und Nahrungsergänzungsmittel.
Da gesetzlich keine Höchstwerte für Quecksilber in
Gemüsen und Früchten festgelegt sind, wurde für die Bewertung zusätzlich der
TWI-Wert beigezogen. Der TWI-Wert (TWI für „tolarable weekly intake“/ zu
tolerierende wöchentliche Einnahme von Quecksilber) steht für diejenige Dosis
an Quecksilber, die in einer Woche aufgenommen werden kann, ohne dass es zu
einer gesundheitlichen Beeinträchtigung kommt. Der Richtwert wurde von der WHO
und der Europäischen Lebensmittelbehörde auf 4 μg/kg Körpergewicht/Woche abgeleitet.
Bei einem mittleren Szenario, bei dem der TWI bereits durch
den Einfluss von Zahnfüllungen und anderen Umwelteinflüssen zu 50% ausgeschöpft
wird, könnte eine 70 kg schwere Person rund 3.2 kg Lollo rosso pro Woche essen,
ohne dass der TWI überschritten würde.
Verzehr von
Gemüse aus der Region Niedergesteln – Visp unbedenklich
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und
Veterinärwesen (BLV) hält das Essen von Gemüse aus den belasteten Gärten in der
Region zwischen Visp und Niedergesteln für „nicht kritisch“. Wer die Aufnahme
von Quecksilber dennoch möglichst tief halten möchte, kann einige einfache
Massnahmen treffen. Nicht alle Gemüse nehmen Quecksilber in gleichen Mengen
auf. Folgende Übersicht zeigt welche Gemüse wie stark Quecksilber aufnehmen
können.
Infoblatt Kanton Wallis